Wir sind das Salz von Florenz (Lübbe Verlag)

„Begleiten Sie mich auf eine Reise in die Vergangenheit“, begann Tilman Röhrig die Lesung aus seinem aktuellen Roman „Wir sind das Salz von Florenz“. Rund 40 Zuschauer sahen am Donnerstag Abend in der neuen Buchhandlung von Rolf Sonntag einen ausdrucksstarken Vortrag.
Für Röhrig war es eine Premiere – zum ersten Mal las er aus seinem neuesten historischen Werk. Es war der Auftakt einer Lesereise, die ihn bis Ende November von Südtirol bis nach Flensburg führen wird.
Schauplatz des Romans, mittlerweile sein 30., ist das Florenz des späten 15. Jahrhunderts. Die Medici herrschen, doch der fanatische Priester Girolamo Savonarola will einen radikalen Gottesstaat errichten. Florenz versinkt in Trostlosigkeit, Hungersnot und Gewalt. Peinlich genau hat Röhrig die historischen Fakten recherchiert und bleibt ihnen bis ins Detail treu. Nur einzelne Romanfiguren sind erfunden, etwa die Hauptfigur Laodomia, eine starke und selbstbewusste Frau. Der preisgekrönte Autor beschreibt sein Werk selbst als ein „Riesengemälde der Hochrenaissance“. Seine einjährigen Recherchen führten ihn natürlich auch an die italienischen Schauplätze seines Romans.
„Ich stand jeden Morgen um fünf Uhr auf, um mein Florenz ein paar Stunden für mich allein zu haben“, erzählt er mit Blick auf die Touristen.
Tilman Röhrig beschäftigt sich in seinen Büchern mit Ausnahmegesellschaften. Gewalt und Unterdrückung sind die Themen, die ihn anziehen. Dabei lässt er sich von einer Frage leiten: „Ich frage mich immer, warum wir Deutschen so geworden sind, wie wir sind.“ Soweit seine Bücher auch in der Geschichte zurückgehen, schildert er stets Schlüsselepochen der deutschen und europäischen Kultur.
Der 1945 im Hunsrück geborene Röhrig begann mit zwölf Jahren zu schreiben, „weil mir sonst keiner zuhörte“. Als junger Mann besuchte er zunächst die Staatliche Schauspielschule in Frankfurt, spielte in Frankfurt, Hannover, Bonn und Köln. Seit 1973 arbeitet er als freischaffender Schriftsteller, Regisseur und Drehbuchautor unter anderem für das ZDF und den WDR. 1984 erhielt er für sein Buch „In dreihundert Jahren vielleicht“ den Deutschen Jugendliteraturpreis. 1990 folgte der Köln. Literaturpreis und 1998 erhielt er für sein Gesamtwerk den Großen Rheinischen Kulturpreis. Auf der Suche nach der Wiege der deutschen Kultur gönnt sich der Autor keine Pause. Die Projekte für die nächsten zehn Jahre hat er schon im Kopf.
Gekonnt setzte Tilman Röhrig sein schauspielerisches Talent ein und erweckte seinen Roman zum Leben.
Florian Wassenberg