Hatzenbühler Grundschüler im Bann des Autors Tilman Röhrig

Schiffssirenen heulten, Kapitän und Mannschaft brüllten sich Befehle zu, heftiger Sturm tobte um den schlingernden Dampfer –
Dies alles geschah aber nicht etwa auf hoher See, sondern in der Grundschule Hatzenbühl am Mittwoch letzter Woche.
Angeregt zu diesem dramatischen Szenario wurden die Kinder der 3. und 4. Klasse durch den bekannten Autoren Tilman Röhrig, den die Schule, gesponsert vom Elternbeirat, zu einer Lesung eingeladen hatte.
Eine Menge Fragen stellten die Mädchen und Buben dem aufgeschlossenen und manchmal recht jungenhaft wirkenden Schriftsteller; so wollten sie u. a. wissen: “Woher haben Sie die Ideen?“ und „Wieso haben Sie angefangen zu schreiben?“ Eindrucksvoll schilderte ihnen Tilman Röhrig, dass er immer dann den Wunsch hatte zu schreiben, wenn ihm etwas „zu“ viel wurde: zu zornig,, zu ungerecht, zu wütend, zu glücklich, zu verliebt.... Er beobachte mit einer wachen Neugier alles Geschehen um ihn herum, sammle es wie in einem Brunnen, um dann daraus seine Ideen zu schöpfen. So beschäftigen sich seine Kinderbücher nicht mit spektakulären Ereignissen sondern mit den Nöten, Kümmernissen, aber ebenso mit den Freuden, die Kinder alltäglich erleben. Der Außenseiter, der Schwächere und der körperliche Überlegene, das „Butterbrotkind“ – das Mittlere in einer Geschwisterreihe -, alle kommen in seiner „Tina-Trilogie“ und in „Freunde kann man nicht zaubern“ zur Sprache. Auch kleine, scheinbar unbedeutende Dinge finden seine Beachtung: Das Wasser im Mund lief den Schülern zusammen bei der Schilderung eines Schokoladenessens, anhaltendes Gelächter begleitete die Umwandlung zweier Pampers zu Knieschützern der Torfrau Tina.
Gestik, Mimik, Modulation der Stimme, Einbeziehen der Kinder in die Erzählung und Lesung – das verriet den ausgebildeten Schauspieler, den erfahrenen Autoren, der die Kinder mehr als eine Stunde in seinen Bann schlug. Zum Abschluss seines Besuchs las er die mit Spannung erwartete Gruselgeschichte von Friedhof, Mitternacht und Leichenhemd, einem alten Aberglauben mit schwarzer Katz`, Salz und Brot und dem dazugehörenden Abzählreim.
Tilman Röhrig, in seiner geschliffenen Sprache äußerst empfehlenswert als Kinder- und Jugendbuchautor, als Verfasser spannender Erwachsenenliteratur, - sein neuester historischer Roman „Wir sind das Salz von Florenz“ beweist dies-, ist mehrfacher Preisträger, u.a. des Friedrich – Bödecker – Preises 2002.
Als Unterstützung des Projektes an der Grundschule Hatzenbühl, „Freude am Lesen“ zu wecken, begeisterte er die Kinder und öffnete ihnen einen weiteren Zugang zur Welt des Buches.