...... Bevor er seinen neuen Roman „Riemenschneider“ niederschrieb (ein mitreißendes Sittengemälde über den Würzburger Bildhauer und die Zeit um 1500), forschte der 1945 im Hunsrück geborene Autor ein Jahr lang intensiv über den Künstler, über Luther und die Zeit der Bauernkriege. Er reiste nach Würzburg, in den Harz und studierte die Werke des Künstlers. Um sich weitere zwei Jahre dem Schreiben zu widmen. Röhrigs Recherchen gehen oft weit über das Übliche hinaus: Weil er seinen Protagonisten im Wortsinn „begreifen“ wollte, absolvierte der Schriftsteller einen Bildhauer- und Schnitzerlehrgang. Im Garten präsentiert er die steingewordenen Zeugnisse dieser Ausbildung. Für seinen viel gelobten Attila-Roman „Ein Sturm wird kommen von Mitternacht“ lernte er sogar, mit einem Bogen zu schießen. Und warum schrieb Tilman Röhrig über Tilman Riemenschneider? Weil ihn der Bildhauer schon immer fasziniert habe: „Schließlich benannte mich meine Mutter nach Riemenschneider.“ Während Röhrig den Renaissance-Künstler und weitere Protagonisten wie Luther und Joß Fritz (einen bedeutenden Führer im Bauernkrieg) als authentische Figuren auftreten lässt, entstammt die weibliche Hauptperson seiner Fantasie: „Ich brauchte eine Frau, die Riemenschneider durch das gesamte Buch begleitet, woran auch der Leser sein Herz hängen kann.“ Und so erfand der Autor Magdalena, das Modell für Riemenschneiders Eva. Der Leib dieser Skulptur entspreche nämlich so wenig den damaligen Normen für Weiblichkeit, dass sich Röhrig zu einem „mutigen Schritt“ entschloss: „Der Bildschnitzer nimmt sich ein Modell für den nackten Körper.“ „Riemenschneider“ ist ein weiterer glanzvoller Mosaikstein in einem ehrgeizigen literarischen Lebensplan: „Ich verfasse nicht wahllos historische Romane“, erklärt Röhrig, „sondern möchte über die Eckpunkte und Scheidewege europäisch-deutscher Geschichte schreiben.“ Irgendwann einmal sollen sich seine Bücher über Hannibal, Attila und andere Figuren der Zeitgeschichte zu einem großen historischen Roman zusammenfügen. ......