Caravaggios Geheimnis (Pendo-Verlag) Abgründe des Ruhms erlebt

2010 Jahr jährt sich zum 400. Mal der Todestag von Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610). Und so ist es sicher kein Zufall, dass Tilman Röhrig einen farbenprächtigen und fantasiereichen Roman über den Maler des Frühbarocks geschrieben hat. Er erzählt die Geschichte vom anfangs verkannten Genie, das in mühevoller und gefährlicher Weise seinen Aufstieg betrieb, um dann die Abgründe des Ruhmes kennen zu lernen.
Röhrig schafft sofort Nähe zu seinem Protagonisten. Er beginnt mit dem spektakulären Raub des Caravaggio-Gemäldes „Natività“ am 17. Oktober 1969 aus einer Kirche in Palermo und findet von da aus den Weg zurück zu Leben und Werk des Meisters.
Ein Geheimnis umgibt den Maler. Hat der Autor es entschlüsselt? Es ist die Kunst von Tilman Röhrig, nicht nur den aufregenden Lebensweg des Künstlers, der nach seinem Aufstieg einen fatalen Abstieg erleben muss, spannend „auszumalen“; er zeigt uns auch Caravaggio, der geliebt und gehasst, der krank an Seele und Leib in schon fast obsessiver Weise ein immenses Werk schafft. Und er skizziert in grandiosen Szenen ein Zeit- und Sittenbild des 16./17. Jahrhunderts. Am Ende seines brillanten Romans führt der Autor den Leser wieder in die Gegenwart zurück. Das gestohlene Gemälde ist bis heute nicht gefunden. Der Künstler aber ist uns – dank Tilman Röhrig – sehr gegenwärtig geworden.

Günter Nawe