Ränkeschmiede um Clemens August

Auszug aus der Osnabrücker Zeitung vom 1.9.2011
Ganz behutsam tastet sich Röhrig an seine Hauptfigur heran. Gemeinsam mit dem Hofzwerg Albert lässt er den Leser durch einen Spalt im Vorhang den Kurfürsten beobachten. Dieser ist tief ins Gespräch mit seinem besten Freund Johann von Roll versunken – dessen Ermordung wenig später das Romangeschehen in Schwung bringt. Neben politischen Intrigen, Mord- und Giftanschlägen, militärischen Schachzügen, höfischem Geplänkel und prächtigen Bällen im spätbarocken Deutschen Reich hat der Autor subtil und verständlich europäische Gesamtgeschichte des frühen 18. Jahrhunderts in sein Werk einfließen lassen. Was im Mikrokosmos von Clemens Augusts Fürstentum geschieht, findet seine Motivation im Gegen- und Miteinander der dominierenden Mächte Frankreich, Österreich und Preußen.
Röhrigs Liebe zur Sprache und zum Detail ist es zu verdanken, dass der Roman trotz seiner historischen Authentizität keine dröge Geschichtsstunde bleibt. Viel zu fesselnd beschreibt der Autor seine Charaktere, temporeich treibt er die Handlung mittels Verschwörungen, Liebeleien, Ortswechseln und politischen Wendungen voran. Röhrigs Lust am Erzählen hält den Spannungsbogen dabei konstant aufrecht und verhindert, dass die Geschichte unter Längen leidet.
Trotz aller historischen Fakten hält der Leser einen flüssig lesbaren, spannenden, teils humorvollen Roman in den Händen. Das macht die Qualität dieses Werks aus und ist Röhrigs wahre Leistung als Schriftsteller.