Caravaggio im Krimi

Du bist nicht wie wir. Vielleicht musst du so sein, weil deine Bilder sonst nicht so wären.
Tilman Röhrig lässt eine Nebenfigur seines jüngsten Romans das Genie und die anarchische Kraft des großen Caravaggio treffend charakterisieren. Der versierte Autor lebenspraller Historienromane hat sich nach seinem Riemenschneider-Buch nun mit einer faszinierenden Künstlerpersönlichkeit auseinandergesetzt und sie zur Hauptfigur von „Caravaggios Geheimnis“ (Pendo 490 Seiten, 19,90 Euro) gemacht.
Eingebettet in eine reale Rahmenhandlung, den Mafia-Krimi um den Raub von Caravaggios bis heute verschwundener „Geburt Christi“ 1969 aus Palermo, erzählt Röhrig darin die Lebensgeschichte des lombardischen Malergehilfen, der in Rom innerhalb von 14 Jahren vom unbekannten Habenichts zum gefeierten Meister wurde, aber schon 1606 als gesuchter Mörder Rom verlassen musste und 1610 unter mysteriösen Umständen auf dem Rückwerg in die Ewige Stadt starb
Röhrig hält sich weitgehend an die bekannten Fakten, schmückt die weniger geklärten Details aber fantasiereich aus. So erfindet er etwa die Liebesgeschichte mit Paola, Caravaggios Jugendfreundin und Magd seiner Gönnerin Constanza Sforza hinzu, was die Schmöker-Qualität des Romans durchaus erhöht. Und auch er bedient sich der mehr oder weniger deutlichen homoerotischen Züge in Caravaggios berühmten Männerbildnissen um dem Leser die schwulen Beziehungen des Künstlers zu seinen männlichen Modellen auszumalen.